Fragmente aus Eichendorffs
Heidelberger Tagebuch Die
folgenden Textstellen aus Eichendorffs Tagebuch wurden von verschiedenen Forschern mehr
oder weniger scharfsinnig zu einer Liebesgeschichte zwischen Joseph und ätchen
verknüpft - teils mit weitreichenden Folgerungen, die bisweilen kaum überzeugen.
Ein kreatives Puzzeln - verbunden mit der Rekonstruktion fehlender Puzzleteile -
kann aber durchaus ein kreativer Schreibansatz sein.
Okt.1807
21. Späße mit der Lichteranzündenden Minke.
Dezember 1807
30. Den gantzen Nachmittag mit Isidorus spazieren gewesen.
Frühlingswarme Luft. Unsere Aussicht von den Bergen bey Rohrbach auf die blauen Voghesen
und das gläntzende Land mit den weitgezognen Straßen.
Januar1808
"Januar Abends beym Bierbringen erste Küße." (nachträgliche
Notiz)
24. Wir beyde, Isidorus, S[t]rauß u. Budde Nachmittags nach
Rohrbach. Dispute über die Bestialitaet. Eignes Stübchen u. Coffé im Ochsen. Strauß
Liebeserklärungen gegen die Minke.
31. ...
- Die lezten 8 Tage zum Tode betrübt.
Februar1808
7. Verunglükter Spaziergang nach Rohrbach mit Isid[orus] etc. Wie
wir zurükkehren, geht mit dem Bruder nach Rohrbach. Mein Nachrennen u. Einhohlen.
Großer Wind. Trauer eines fast gebrochenen Hertzens. Sich selbst bedauern. Ich allein im
Ochsen. Trüber Tag. Die Laden dunkel zu. Rauschen des Baches draußen. Nach kurtzem
Harren herzlich munterer Rükweg. Erzählungen von Schlesien. Abschied am Schießthore.
10. Nach großem Zank von gestern nach Rohrbach früh weg. - Sehr glatt
u. viel Schnee. Hertz[z]erschneidende Resignation. Viel Rohrbacher begegnend. Schnupftuch.
Winken durch die dürren Bäume rechts am Hause. Unsägliche Bangigk[eit]. - Abends wieder
da.
14. Nachmittags wieder mit Isidorus, Strauß u. Budde in Rohrbach. v.
Arnim mit Zimmer etc. zu Schlitten. 2ter Theil des Donauweibchens mit den Minken. Wein. Im
Rükwege Burschenlieder.
21. Abends mit aus. Schöner Sternenschein. Jungfer Epin. Spatziergang auf
der großen Straße.
28. Im Hausaker Abends vom Balcone dem Tantze zugesehen.
... - Große, große Schmertzen.
März 1808
1. Hatten wir von wegen der Fastnacht Nachmittag Ferien. Abends gieng
unsere sämmtliche Wirthsfamilie en masque nach Neuenheim. - Schwabenmädchen -
Bekomplimentiren der Masken, als ich mir sie unten ansah. - Wein - große Bangigkeit -
Nicht unwichtige Gespräche mit Wilhelm bis gen Mitternacht.
6. Nachmittags mit nach Rohrbach. Großer Koth. Am Dorfe an den Sträuchern des
lezten Gartens: A. l. E. Wieder nach Heidelberg zurük, u. nach einem langen Gespräche
mit Graf Krokow auf offner Straße wieder hinaus. Ausruhn u. Warten auf einem Schneehügel
am Bache.
19. Nachmittags schreklich nachgelauffen nach Rohrbach. Den Nahmen in den
Schnee. Herausguken bey meinem Hinaufgehen in der langen Straße. Beym Vater. Uralte
Großmutter. Wein u. Nüße.
21. Große, große Händel wegen gemachter Entdekungen. Wirthin
fortgelauffen. - Ich den gantzen Nachmittag unten in der Stube. - Plage mit dem Kinde. -
27. ....
Dann schnellmöglichst nach Rohrbach. Wieder beym Vater, u. Wein u. Nüße. - Roth u.
schön. - Der schöne Wilhelm. Gespräche über die Bibel. - (Schlaues Lauschen der
kleineren Schwestern.) Ueberall protestantische Rothkäppchenartige Sonntagsruhe fast
mystisch - Darauf mit dem schönen Studentchen - bey großem Winde nach Hause. - Traurig.
29. ...
- Deseur. - Das böse Weib. -Nach 5 Uhr Abends: Küche. - Du l. J. - Frieren an den
Fingern u. Dürsten. - Canapé - Gespräche von der Treppe - Isidorus schikt mein
Ged[icht] an Ast. - Geldnegocen bei Julius. Bestellungen
April 1808
1 . Mit der Wanze zum April geschikt.
3. ...
Darauf: Als ich eben vom Spatziergange zurükam, mit Schwester u. Kameradin nach Rohrbuch hinaus,
unerwarteterweise Heidelberg gantz verlaßend. - Isidor, u. viele Studenten begegnend.
Schöner, warmer Abend. umschlungen u. sehr lieb. An der wohlbekannten Heke am Bache
langer herzlicher Abschied. Durch die Dämmerung mit Pollux schnell nach Hause. |